Die Landschaft des Estetals wurde nach der letzten Eiszeit geprägt. Von Menschen bzw. deren Vorläufern war diese Gegend schon vor über 30.000 Jahren besiedelt. Ab 1.000 v. Chr. wurde der Unterelberaum von sächsischen, chaukischen und langobardischen Stämmen besiedelt. Die erste schriftliche Erwähnung dieser Stämme erfolgte durch Ptolemäus von Alexandria in der Zeit um 150 n. Chr. Römische Flottenverbände hatten ab 5 n. Chr. Kontakt mit den Einheimischen.
In den folgenden Jahren breiteten sich besonders die Sachsen sehr stark aus, so dass der ganze Raum zwischen Elbe und Weser ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. zum sächsischen Stammesgebiet zu rechnen war. Im 4. Jahrhundert reichte der sächsische Siedlungsraum schon bis zum Wiehengebirge. Zwischen 400 und 450 n. Chr. wanderte ein Teil der küstennahen Sachsen zusammen mit Angeln und Jüten in das von den Römern verlassene Britannien aus und gründeten dort – als „Angelsachsen“ – Königreiche wie Wessex (Westsachsen), Sussex (Südsachsen) und Essex (Ostsachsen).
Bis zum frühen 8. Jahrhundert konnte sich der Stammesverband immer mehr ausbreiten. In seiner größten Ausdehnung entsprach „Sachsen“ dem heutigen Bundesland Niedersachsen (einschl. Bremen) sowie Westfalen. Dieser Verbund wurde – nach heutiger Interpretation – demokratisch regiert. Wichtige Entscheidungen wurden auf der zentralen Versammlung (Thing) getroffen. Es gab keine Könige oder ein ähnliches System.
Seit 718 unternahmen die Franken Heerzüge gegen das sächsische Gebiet. Dabei handelte es sich um Eroberungszüge zur Vergrößerung des fränkischen Reiches. Die zeitgleich verlaufende christliche Missionierung blieb bei den Sachsen erfolglos. Erst nach der gewaltsamen Unterwerfung und Eingliederung in das Frankenreich fand eine Zwangs-Christianisierung statt. Die Sachsenkriege endeten mit der Eroberung Wigmodiens (Elbe/ Weser-Dreieck) und Nordalbingiens (Nordelbien) im Jahre 804.
Nach dem Zerfall des Frankenreiches unter den Erben Karls des Großen bildete sich im 9. Jahrhundert das Stammesherzogtum Sachsen heraus. Das sächsische Adelsgeschlecht der Liudolfinger stellte mit Heinrich dem Ersten und den Ottonen ab 919 für über 100 Jahre die ersten deutschen Könige und Kaiser.
Die mittelalterlichen Machtverhältnisse darzustellen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Hierzu gibt es umfangreiche Literatur. Wichtig ist, dass der Elbe/ Weserraum bis zum 13. Jahrhundert unter sächsischem Einfluss stand. Erst durch Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg (1235) und die Einflussnahme des Erzbistums Bremen wurde der sächsische Einfluss verdrängt. Erzbistum und Herzogtum gingen unter preußischem Einfluss in das Kurfürstentum Hannover über. Nach dem Ende der Eroberung durch Napoleon (1803) gehörte die Region des Estetals zum Königreich Hannover, um dann bis zum 1. Weltkrieg der preußischen Provinz Hannover zu unterstehen. Nach den Weltkriegen liegt das Estetal im Bundesland Niedersachsen, im Regierungsbezirk Lüneburg, im Landkreis Harburg.